Sylter Metamorphosen

Und in der Tat kehrte ich nach meinem ersten Aufenthalt auf Sylt im Jahr 2013 verwandelt wieder zurück in die Heimat, tief beeindruckt von der unbeschreiblich schönen Landschaft und den dadurch ausgelösten Emotionen. So beeindruckt, dass ich im Frühjahr 2014 erneut dorthin aufbrach, wo meine Sylter Metamorphosen einen Anfang gefunden hatten und auf Vollendung warteten. Zu viel strömte beim ersten Besuch auf mich ein, als dass ich alle Eindrücke unmittelbar hätte erfassen, verarbeiten, geschweige denn adäquat fotografisch umsetzen können.

Eine Tiefenerfahrung dessen, was einen Ort ausmacht, erfordert für mich mehr als ein einmaliges Aufsuchen. Im wiederholten Umherschweifen eröffnen sich immer wieder neue Blickwinkel, und gerade die Wandelfähigkeit von Landschaft und Wetter auf Sylt lassen kontinuierlich ein immer neues Spektrum an Farben und Lichtstimmungen entstehen. Überhaupt stellt sich bei Landschaftsaufnahmen auf Sylt permanent die Frage, ob nun Farbe oder Schwarz-Weiss den Betrachter mehr anzusprechen vermag. Man denke an das grandiose Farbenspiel beim Sonnenuntergang am Roten Kliff oder an den tiefblauen Himmel über der gischtüberzogenen See und dem weissen Strand. Letztendlich habe ich mich dann aber doch für eine monochrome Umsetzung entschieden. Denn auch das ist ein Teil dieser Verwandlung, die durch Reduktion wiederum ein Mehr erschafft.

Die Texte zu den Bildern der sich anschliessenden Metamorphosen verweisen auf die Grenzbereiche unserer Wahrnehmung. Entstanden bei der Betrachtung der jeweiligen Bilder laden sie ein, zu verweilen, zu reflektieren, zu fühlen – so man sich darauf einlassen mag. Man darf sich die Zeit nehmen, die neuen Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Und doch wird die Manifestation dessen, was man hier oder auch an jedem anderen Ort der Welt sieht, hört, erlebt, immer subjektiv bleiben. So gesehen ist diese Art der Verwandlung auch immer ganz persönlich: je nach individueller Prädisposition wird man dabei andere Eindrücke sammeln, andere Empfindungen haben, andere Gedanken und Emotionen daraus gewinnen.

Am Ende steht der Abschied, der auch immer dazugehört. Denn ohne Abschied keine Rückkehr, kein Neuanfang. Abschied kann vielfältig sein: von einem Ort, einem Menschen, einem Gegenstand. Doch ein Teil von dem, was geht oder zurückbleibt, bleibt doch immer auch bei uns, und ist von da ab Bestandteil unseres ganz persönlichen Weges.

Meine Fotografien und Texte zeigen den Weg, der sich mir auf dieser Insel eröffnet hat. Aber es hätte auch ein ganz anderer sein können. Wichtig für mich ist nur, dass der Weg, so zufällig sein Beginn auch gewesen sein mag, es dann nicht mehr war, sobald ich mich entschieden hatte, ihn zu beschreiten. Jedes Bild, jeder Text ist Bestandteil eines Prozesses, der mich individuell geleitet hat. Und jedes mal, wenn ich dorthin zurückkehre, wird sich dieser Weg fortsetzen – denn Verwandlung hat kein definiertes Ende.

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